EIN PLÄDOYER FÜR DIE KONSTRUKTIVE MENTALITÄT. Die Sorgen, die Verluste, der Kampf da draußen … nicht weniger schlimm, aber doch irgendwie surreal, während die Vögel vergnügt durch die Hauswände trällern. Die Besserwisser, die Unverbesserlichen, die Brandstifter und die Brutalmolusken … ausgeblendet, während die Frühlingssonne auf dem Tisch tanzt. Der Dackel schnarcht und träumt zuckend im Körbchen. Seit drei Wochen non-stop eine Idylle aus Geborgenheit, idealen Konzentrationsbedingungen und allem Komfort – danke, Universum! Weiß ich doch: Mordor liegt in Moria. In den Krankenhäusern und Krisenregionen weltweit geht Unsägliches vor sich. Aber hier, in meinem Zuhause, brüllt nur die Stille. Ich kann nichts dafür, flüstert mein Gewissen kleinlaut. Die Gnade der vorteilhaften Geburt in Mitteleuropa in den Sechzigern, Glück gehabt. Für den Rest bin ich allerdings selbst verantwortlich.

Für die Einen ist das Glas halb leer oder halb voll. Die Anderen fragen: Warum nur ein Glas?

Sicher gibt es Schicksale, die geradezu jeden Aufmunterungsversuch zynisch klingen lassen. Im Allgemeinen gilt: Die neuen Umstände erfordern neues Denken, neue Ausrichtungen. Genau das ist die Stärke der Kreativen! Wir sind darauf trainiert wie die Spitzensportler, sich vor ein neues Feld zu stellen, schnell die Lage zu überblicken und alle möglichen Ideen zu generieren. Agilität beginnt im Kopf. Ortsungebundenes Arbeiten – in virtuellen Teams – nur telefonisch abgestimmt und durch digitale Medien verbunden – ist seit vielen Jahren Alltag für unsereins. Vor allem aber prägt sich die Haltung tief ein, möglichst das Beste an einer Sache hervorzuheben.

Jeden Tag flattert neue Arbeit herein.

Die Marketingbudgets werden gekürzt oder eingefroren, befürchtet mancher Kollege. Im Messebau sieht es derzeit wirklich finster aus. Für Texter und Konzeptioner gibt es trotzdem viel zu tun. Mit der Coronakrise ist der Erklärungsbedarf in der Wirtschaft schlagartig angestiegen, nichts läuft ja mehr so wie bisher. Zeitfenster, Verfügbarkeiten, Logistik, Sortimente, Kundenkontakt, Vertriebswege – alles im Ausnahmezustand. Auf die anfängliche Schockstarre der Anbieter folgen innovative Ideen, jede ist eilig. Bei manchen Produktionen aus der Vorzeit entpuppt sich hier und da ein No-Go im aktuellen Kontext, das kann nicht so bleiben. Wer kann, bringt sich für die Zeit danach in Stellung. Es gibt jetzt so viel zu bewegen! Neue Wege und Lösungen, neue Herangehensweisen und Learnings zur Bewältigung der Schwierigkeiten sind jetzt wichtig. Nicht unmöglich!

We shall overcome.

Den Kopf in den Sand zu stecken hat noch nie geholfen. Binge watching auch nur am Feierabend, vorübergehend. Was bleibt, ist – neben der Plattitüde von der Gesundheit – die Erkenntnis, die mein befreundeter Kollege Ralf seiner Agentur projektR2 auf die Fahne, also Homepage, geschrieben hat: Den Mutigen gehört die Zukunft.